Einen Pinsel und Farbe, viel mehr braucht es nicht, um eine Wand, ein Zimmer oder sogar eine ganze Wohnung zu streichen. Grundsätzlich ist das nicht falsch, wer es sich aber nicht unnötig schwer machen will, sollte jetzt unbedingt weiterlesen.
Muss ich beim Auszug aus meiner Mietwohnung überhaupt streichen?
Das ist ein sehr leidliches Thema. Wenn die Wände noch gut aussehen, dann muss man auch nicht streichen. Das ist natürlich wieder Interpretationssache. Die Süddeutsche hat einen Artikel, der etwas mehr ins Detail geht. Das würde den Rahmen unserer Möglichkeiten sprengen. Außerdem fehlt uns hier das nötige rechtliche Wissen. Ich habe dafür schon meine Rechtsschutzversicherung in Anspruch genommen.
Beginnen wir jetzt mit dem Material
Auch wenn ein Pinsel funktioniert, sollte man besser zu einem Farbroller greifen, das sich die Farbe damit gleichmäßiger und einfacher auftragen lässt. Es gibt sie in verschiedenen Ausführungen, z.B. mit Lammfell, Synthetikfasern oder Schaumstoff bezogen. Man sollte zwei verschiedene Größen bereithalten — eine große Rolle für die Fläche und eine kleinere Rolle für die Ränder. Ein Teleskopstab erleichtert das Rollen deutlich.
Bei der Verwendung von großen Farbrollern ist ein Abstreifgitter und bei kleinen Rollen eine Farbwanne sehr wichtig, warum klären wir noch später.
Um Boden, Fenster, Türen und Möbel vor Farbspritzern zu schützen, kann man auf Plastikfolie, Malervlies oder zur Not auch einfach alte Zeitungen zurückgreifen. Es gibt auch spezielle Abdeckfolie, die schon einen Streifen Klebeband enthält, um damit präzise abkleben zu können.
Wenn man nicht gerade 2,20 m groß ist oder Arme wie ein Orang-Utan hat, bietet sich eine kleine Trittleiter für die schwer zu erreichenden Stellen und Ecken einer Wand an.
Malerkrepp kommt zum Einsatz, wenn man einen Teil der Wand abkleben/maskieren und ihn vielleicht mit einer anderen Farbe verschönern möchte.
Ein kleiner Pinsel ist praktisch, um eventuelle Fehler nachträglich ausbessern zu können.
Oft werden auch kleine Renovierungssets angeboten, die schon das Wichtigste enthalten. Der Nachteil dabei: Man bekommt nicht zwangsläufig die beste Qualität für jede einzelne Komponente. Trotzdem kann sich so ein Set unter Umständen lohnen.
Das Allerwichtigste ist jedoch die Farbe. Die passende Farbe zu finden, ist eine kleine Wissenschaft für sich. Wer im Baumarkt schon mal in der Farbenabteilung war, weiß, wovon ich spreche. Es gibt spezielle Farbe für Feuchträume, Latexfarbe, Dispersionsfarbe, Farbe für hohe Beanspruchung…
Soll es kein reines Weiß werden, kann man sich im Baumarkt aus einer Vielzahl von Farbfächern eine passende Farbe aussuchen und direkt im Markt mischen lassen. Der Vorteil liegt darin, dass man später recht einfach den exakten Farbton nachkaufen kann.
Vorbereitung
Wenn es der Platz erlaubt, kann man die Möbel von den Wänden weg in die Raummitte rücken und dort mit einer Folie abdecken. Eventuell vorhandene Fußleisten können entweder komplett entfernt oder abgeklebt werden. Malervlies wird dann entlang der Wände auf dem Boden ausgerollt. Befinden sich in der Wand Steckdosen, Lichtschalter, Lampen, Haken oder Nägel, sollten diese entfernt werden.
Wenn das „Außenrum“ passt, geht’s an die Farbe:
Die Farbe muss vor Verwendung gut durchgerührt werden, da sich die darin enthaltenen Pigmente etc. am Boden abgesetzt haben könnten. Wenn man ein Abstreifgitter verwendet, kann man dies nun in den Eimer stecken. Wenn der Eimer zu klein dafür ist, bietet es sich an, einen zweiten leeren und sauberen Eimer dafür zu nutzen. Alternativ wird eine kleine Menge Farbe in die Farbwanne gegossen.
Kleiner Tipp: Wenn man die Farbwanne vorher sorgfältig mit einer Kunststofffolie auslegt, erleichtert man sich später die Reinigung deutlich.
Kosten für Farbe
Das variiert natürlich stark, je nachdem welche Farbe man verwendet. Aber so ganz grob kann man 0,2€ pro m² rechnen. Von Toom gibt es einen sehr praktischen Farbrechner, mit dem man seine groben Farbkosten berechnen kann.
Das Streichen
Farbroller und Pinsel liegen bereit, dann kann es losgehen.
Typischerweise beginnt man mit dem kleinen Farbroller. Dieser wird vorsichtig im Farbeimer oder der -wanne auf dem kompletten Umfang der Rolle mit Farbe benetzt und dann kurz am Gitter abgerollt, um überschüssige Farbe zu entfernen. Tut man dies nicht, ist die Gefahr von dicken Farbklecksen und -spritzern recht groß. Man sollte nicht zu viel, aber auch nicht zu wenig Farbe auf der Rolle haben. Hier muss man einfach ein gutes Mittel finden. Keinesfalls sollte der Farbroller komplett in die Farbe getaucht werden…
Nun kann man damit beginnen, die Ränder der Wand entlang der Ecken zu „streichen“. Der kleine Roller erlaubt es, genauer zu arbeiten, als es mit dem großen Farbroller möglich wäre. Gleichmäßiger Druck und nicht zu schnelle Rollbewegungen verhindern Spritzer sehr effektiv.
Wenn man die Wand an allen Rändern mit dem kleinen Roller vorbehandelt hat, kann man mit der großen Farbrolle den Rest „ausfüllen“. Auch hier gilt: Nicht zu viel/zu wenig Farbe auf der Rolle, gleichmäßiger Druck und öfter Farbe nachholen, anstatt die Rolle unnötig mit Kraft trockenzurollen.
Idealerweise beginnt man an einer Seite der Wand und arbeitet sich dann zügig zur anderen hin. Man sollte möglichst „nass in nass“ streichen. Bei einer glatten Wand lässt es sich einfacher streichen als bei z.B. einer Raufasertapete. Hier kann es nötig sein, eine Stelle öfter in verschiedenen Winkeln zu rollen, um alle Vertiefungen und Unebenheiten mit Farbe zu benetzen. Gerade wenn man weiß, auf weiß streicht, ist es manchmal schwierig zu erkennen, ob man jede Stelle „erwischt“ hat. Solange die Farbe noch feucht ist, kann man mit dem kleinen Roller oder Pinsel noch ausbessern. Es kommt nicht selten vor, dass man eine Wand zweimal hintereinander streichen muss, um eine gute Farbdeckung zu erreichen.
Wenn man eine Pause einlegen möchte, sollte man dazu den Farbeimer verschließen und die Farbroller oder Pinsel in Klarsichtfolie einwickeln, um ein Eintrocknen zu verhindern.
Ist man mit dem Ergebnis zufrieden, lässt man die Farbe durchtrocknen und macht sich an die Reinigung der Arbeitsmaterialien. Unverbrauchte Farbe aus der Farbwanne kann vorsichtig wieder zurück in den Eimer geschüttet werden. Dabei ist darauf zu achten, dass keine angetrockneten Farbreste in die Farbe gelangen!
Die Farbroller, Pinsel und das Abstreifgitter muss man einfach in der Badewanne unter fließendem Wasser aus- bzw. abspülen und danach trocknen lassen. So befindet sich das Material beim nächsten Mal wieder in einem super Zustand.
Nun entfernt man noch die Abdeckfolien und montiert evtl. entfernte Steckdosen und Lichtschalter, fertig!